Stress ist nicht gleich Stress

Immer wieder hören wir in den Medien – und beobachten es eventuell an uns selbst – das der Stress in der Gesellschaft zunimmt und zu chronischen Krankheiten führt. "Burnout", eine krankhafte Folge von andauernder Stressbelastung ist in aller Munde.

Was genau ist eigentlich Stress und was passiert in unserem Körper wenn wir Stress haben?

Begriffsklärung
Unser Wort "Stress" kommt aus dem englischen, wo es "Druck" (physisch) oder "Anspannung" (mental) bedeutet. Der lateinische Ursprung "stringere" bedeutet soviel wie "spannen oder straff anziehen".

Was passiert bei Stress?
Durch äußere oder innere Stressoren werden physiologische Stoffwechselvorgänge in Kraft gesetzt. Und das schon seit Urzeiten. Unsere Vorfahren brauchten diese Stoffwechselvorgänge, um bei Gefahr adäquat reagieren zu können. Geraten wir in Stress, erhöht sich unser Blutdruck, wir schütten Adrenalin aus, unser Muskeltonus erhöht sich. Das Stammhirn dominiert im Gegensatz zum sonst aktiven Großhirn. Unsere Aufmerksamkeit ist erhöht und unser Körper ist bereit: zu Kampf oder Flucht.

Auch wenn es in heutiger Zeit kaum um lebensgefährliche Situationen geht, machen die körperlichen und seelischen Auswirkungen von Stress also durchaus Sinn und sind erstmal nicht krankhaft sondern im Gegenteil sehr nützlich. Sie helfen uns Herausforderungen zu bestehen und uns langfristig an die sich verändernden Umweltbedingungen anzupassen.

Ungesund wird Stress dann, wenn er andauernd auf uns einwirkt, ohne dass wir uns anpassen und regenerieren (können). Oder wenn wir uns den Stressoren gegenüber ohnmächtig fühlen und nicht daran glauben, die Situation bewältigen zu können. Das führt dazu, dass die oben beschriebenen Stoffwechselvorgänge nach wie vor ablaufen – aber die körperliche Anpassung und Erholungsvorgänge fehlen. Körper und Psyche bleiben in Alarmbereitschaft ... und können krank werden.

Eustress und Disstress
Wir unterscheiden heute also zwei Arten von Stress. Die Situationen, die uns helfen, uns an unsere Umweltbedingungen anzupassen und Herausforderungen zu bestehen nennen wir Eustress. Wir brauchen diese Belastungen und die damit einhergehenden Auswirkungen, um unser Leben zu meistern.

Wird der Stress aber zu einem Dauerzustand und wir können uns von den psychischen und physischen Auswirkungen nicht mehr erholen, sprechen wir von Distress. Diese Art von Stress kann auf Dauer krank machen.

Was tun?
Das wirklich Schwierige in unserem heutigen hektischen Alltag ist, überhaupt bewusst wahrzunehmen wie sehr wir in Stress-Situationen gefangen sind. Oftmals bemerken wir zu spät, dass unser Stress keine "Phase" mehr ist. Das wir uns in einem Zustand dauerhafter Anspannung befinden und zu wenig Erholung/Entspannung haben. Da gilt es bewusst gegenzusteuern! Das kann natürlich eine entspannende Massage sein :) – muss es aber nicht. Vielleicht hilft dir Sport, Meditation oder "Nichtstun"! Im Leistungssport habe ich ganz selbstverständlich gelernt, wie wichtig der Rhythmus von Anspannung und Entspannung, Training und Erholung für eine erfolgreiche Wettkampfplanung ist. Für eine gesunde Lebensführung ist er es ebenso.